Störungsbilder & Behandlungsmöglichkeiten
Störungen der kindlichen Sprachentwicklung im Bereich „Wortschatz“
Die Entwicklung des individuellen Wortschatzes eines Kindes hängt von einer Vielzahl äußerlicher Faktoren ab, z.B. wie häufig und auf welche Art mit einem Kind gesprochen wird. Darüber hinaus hängt die Erweiterung des Wortschatzes auch wesentlich davon ab, welche Möglichkeiten dem Kind zum Umgang mit der (gesprochenen) Sprache geboten werden oder wie interessant der diesbezügliche Lernprozess gestaltet wird.
Eine genaue Einschätzung des verfügbaren Vokabulars bzw. Wortschatzes eines Kindes ist mitunter schwierig, da insbesondere der sog. „passive Wortschatz“ (umfasst verstandene Worte) nicht 100%-ig erfassbar ist.
Es existieren jedoch gewisse Symptome, die auf eine Beeinträchtigung der Wortschatzentwicklung hindeuten können, diese umfassen u.a. einen verzögerten/verspäteten Sprechbeginn (ca. mit/ab 1;5 bzw. 1;8 Jahren), Schwierigkeiten beim Erlernen neuer Worte sowie Probleme beim Verstehen und Ausführen von Anweisungen – weitere Anzeichen entnehmen Sie der nachfolgenden Frage (s.u.).
Falls die Entwicklung des Wortschatzes Ihres Kindes durch die folgenden „Auffälligkeiten“ geprägt wird, so können diese einen Hinweis auf eine Störung der Wortschatzentwicklung geben:
- Verzögerter Sprechbeginn
- Die ersten sprachlichen Äußerungen des Kindes finden erst ab einem Alter von ca. 1;8 Jahren statt – der „normale“ Sprechbeginn für Kinder setzt jedoch ungefähr mit dem Beginn des ersten Lebensjahres ein.
- Wortfindungsstörungen
- Ihr Kind benötigt mehr Zeit zum Antworten als gleichaltrige Kinder, dabei „sucht“ es gelegentlich nach Worten (Kennzeichen: längere Sprechpausen, Umschreibungen).
- Schwierigkeiten beim Erlernen neuer Worte
- Das Erlernen neuer Worte gelingt nicht selbstständig über das Hören; stattdessen müssen die neuen Worte mehrfach in verschiedenen Situationen wiederholt und ggf. auch mehrfach erklärt werden.
- Probleme beim Verstehen von Äußerungen
- Wenn Sie oder Dritte mit Ihrem Kind sprechen, versteht Ihr Kind nur einen Teil des Gesprochenen - im Extremfall ist Ihrem Kind vollkommen unklar, was ihm mitgeteilt wurde.
- Vorliegen eines eingeschränkten aktiven (gesprochene Worte) und passiven (verstandene Worte) Wortschatzes
- Wenn Kindern Worte noch unbekannt sind, werden sie Umschreibungen benutzen (z.B. sagt Ihr Kind zu einem Hund weiterhin „Wau-Wau“) oder die fehlenden Worte durch inhaltlich ähnliche Begriffe ersetzen, die sie besser kennen (Bsp.: Ein Kind sieht eine Birne und sagt „Apfel“ – die inhaltliche Übereinstimmung liegt im thematischen Oberbegriff „Obst“ bzw. „Früchte“ oder einer vom Kind gemerkten Eigenschaft wie „süß“).
Die gehäufte Nutzung von Umschreibungen oder inhaltlichen Ersetzungen ist typisch für Wortschatzdefizite.
- Wenn Kindern Worte noch unbekannt sind, werden sie Umschreibungen benutzen (z.B. sagt Ihr Kind zu einem Hund weiterhin „Wau-Wau“) oder die fehlenden Worte durch inhaltlich ähnliche Begriffe ersetzen, die sie besser kennen (Bsp.: Ein Kind sieht eine Birne und sagt „Apfel“ – die inhaltliche Übereinstimmung liegt im thematischen Oberbegriff „Obst“ bzw. „Früchte“ oder einer vom Kind gemerkten Eigenschaft wie „süß“).
- Unsicherheiten beim „thematischen Zuordnen“ von Worten
- Die Bildung von Oberbegriffen (z.B. „Farbe“ als inhaltlicher Sammelbegriff für „rot, gelb, blau“ etc.) fällt Kindern mit Defiziten in der Wortschatzentwicklung schwer. Ebenso bereitet das Finden von Synonymen (bedeutungsähnlichen Worten; Bsp.: „Schippe“ als Ersatz für „Schaufel“) Probleme.
- Nutzung von Gestik und Mimik als „Ausweichmöglichkeit“ zur gesprochenen Sprache
- Fehlen Ihrem Kind die passenden Worte, wird es sich auf die Verwendung von Gestik und Mimik besinnen, um seine Bedürfnisse auszudrücken – Bsp.: Anstelle zu sagen „Ich möchte das haben.“ zeigt Ihr Kind auf den Gegenstand, den es haben möchte.
- die Wiederholung statt Beantwortung von Fragen
- Falls der Inhalt einer gestellten Frage durch unzureichende Kenntnisse im Wortschatz unklar ist, kann statt einer Antwort die gestellte Frage - entweder gänzlich oder zum Teil - wiederholt werden.
- das häufigere Stattfinden einer sprachlichen Reaktion als einer Aktion
- Dieses Symptom eines Wortschatzdefizits bezieht sich auf eine fehlende „Motivation“ zum selbstständigen Sprechen seitens Ihres Kindes. Diese begründet sich allerdings nicht auf Unlust oder Faulheit, sondern auf Unsicherheiten im Umgang mit der eigenen Sprache, da der Wortschatz noch nicht genügend Möglichkeiten bietet. Das Resultat: Ihr Kind „wartet darauf“ angesprochen zu werden – und selbst hier können die Antworten sehr kurz ausfallen (z.B. nur mit „ja“ oder „nein“).
- das Ausbleiben einer Reaktion oder eine unangemessene Reaktion auf eine sprachliche Anweisung
- „Zieh die Schuhe aus und wasch‘ deine Hände.“ – ein Kind mit Wortschatzdefiziten wird wahrscheinlich nur einen Teil dieser Anweisung ausführen (Schuhe ausziehen oder Hände waschen), da es (durch Wortschatzdefizite) unter Umständen noch nicht alle Wörter dieses Satzes kennt; in schweren Fällen kann es passieren, dass das Kind der Aufforderung gar nicht nachkommt, weil es sie (inhaltlich) nicht verstanden hat.
Der menschliche Wortschatz wird in einen aktiven (gesprochenen) und passiven (verstandenen) Bereich untergliedert, wobei sich der passive Wortspeicher wesentlich umfangreicher entwickelt als der aktive – zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Erwachsener besitzt einen passiven Wortspeicher von etwa 250.000 Worten, während ihm oder ihr aktiv lediglich ca. 60.000 Worte zur Verfügung stehen.
Der passive Speicher bildet die Grundlage unseres Sprachverständnisses, da hier die inhaltlichen Worteigenschaften - also die Wortbedeutungen - festgehalten werden.
Neues Wortmaterial wird grundsätzlich nach dessen Bedeutung im Gehirn abgespeichert; d.h. wenn ein Kind z.B. das Wort „Hund“ hört, wird es zunächst versuchen, diesen Begriff mit weiteren Informationen zu verknüpfen (z.B. das Bild eines Hundes), dann wird dieses neue Wort mit anderen Begriffen im Wortspeicher verglichen (z.B. mit dem Begriff „Katze“, die auch ein vierbeiniges Tier mit Fell ist) und später einem Oberbegriff (z.B. Tiere oder Haustiere) zugeordnet. Danach weiß das betreffende Kind: Ein Hund ist ein Tier, hat auch vier Beine und Fell.
Die Entwicklung des kindlichen Wortschatzes geschieht individuell und in Abhängigkeit von äußeren Faktoren (z.B. dem Umgang mit der Sprache innerhalb der Familie). Die nachfolgende Alterseinteilung umfasst ungefähre Angaben zur alterstypischen Wortschatzentwicklung und dient lediglich zur Orientierung:
- Phase 1: ca. mit/ab dem ersten Lebensjahr
- Ihr Kind spricht sein erstes Wort bzw. seine ersten Worte
- Phase 2: ca. zwischen 1;8 und 2;6 Jahren
- Die sog. „50-Wort-Marke“ wird erreicht, d.h. 50 Worte können vom Kind gesprochen werden (hauptsächlich Substantive, einige Verben, wenige Adjektive)
- Phase 3: ca. ab dem zweiten Lebensjahr
- Eine sprunghafte, schnelle Entwicklung des kindlichen Wortschatzes setzt ein (sog. „Wortschatzexplosion“), in dessen Verlauf Ihr Kind ca. 7-10 Worte pro Tag erlernt
- Phase 4: ca. ab 2;6 Jahren
- Kinder im Alter von etwa zweieinhalb bis drei Jahren sollten inzwischen ungefähr 500 Wörter beherrschen und dazu in der Lage sein, diese auch sprachlich anzuwenden. Weiterhin entstehen innerhalb dieser Phase erste Versuche, Worte miteinander zu verknüpfen (Satzbildung).
- Phase 5: ca. ab dem dritten Lebensjahr
- Der Erwerb aller Wortarten der Muttersprache nähert sich seinem Ende – Kinder sollten diese nun fast sicher beherrschen.
- Phase 6: ca. ab dem vierten Lebensjahr
- Allmählich nimmt die Geschwindigkeit des Wortlernprozesses ab; Ihr Kind erlernt zwar weiterhin neues Wortmaterial, jedoch nicht mehr so zügig wie z.B. während Phase 3 („Wortschatzexplosion“).
- Phase 7: ca. ab dem sechsten Lebensjahr
- In diesem Alter müsste Ihr Kind einen altersangemessenen Grundwortschatz entwickelt haben, der aus ca. 3.000-5.000 Worten besteht, die im Alltag sprachlich angewendet werden können.
Der erfolgreiche Erwerb neuer Worte der Muttersprache hängt sowohl von körperlichen als auch umgebungsbedingten Faktoren ab, diese umfassen:
- die altersgemäße Entwicklung des Gehirns und der kognitiven Fähigkeiten
- Vorliegende Entwicklungsstörungen oder -verzögerungen wie z.B. geistige Behinderungen können den Wortschatzerwerb beeinträchtigen
- die Fähigkeit zur Aufmerksamkeit und Konzentration
- Neue Worte zu erlernen erfordert insbesondere eine intakte Merkfähigkeit und Merkspanne, denn das Heraushören neuer Worte aus einer Reihe von anderen Worten im Satz ist nicht immer einfach, da jeder Mensch Ihr Kind mit einem anderen Vokabular und einer anderen Sprechgeschwindigkeit konfrontiert
- eine „normale“ Entwicklung der Sinnesorgane und der damit verbundenen Sinneswahrnehmung
- Um Reize aus der Umwelt (auch sprachliche) aufnehmen zu können, sind gesund entwickelte Sinnesorgane eine Grundvoraussetzung – läge beispielsweise eine Hörstörung vor, könnten Sprachlaute nicht bzw. nur teilweise gehört und somit neue Worte nicht richtig erlernt werden
- eine altersentsprechende ganzkörperliche Entwicklung
- Kinder, die bezüglich der motorischen Fähigkeiten (Laufen, Greifen, Stift halten) Entwicklungsverzögerungen aufweisen, leiden meist auch an Verzögerungen der Sprachentwicklung, da die Umwelt buchstäblich nicht „begriffen“ wurde. Kinder beziehen eine Vielzahl an Reizen auch bei der Wortschatzentwicklung mit ein, insbesondere der Erwerb von Adjektiven (Eigenschaftsworte) wird durch Berührungsempfindungen geprägt (z.B. Worte wie „weich, hart, kalt, nass“ etc.)
- angemessene Impulse und Motivation zum Erlernen der Sprache
- Welche Anreize zum Erlernen der Sprache werden dem Kind geboten? Wird die Sprache in verschiedenen Formen „gestaltet“ (z.B. Sprechen, Vorlesen, Singen usw.)?
Durch eine gewisse Vielfalt wird das aktive Interesse Ihres Kindes an der Sprache gefördert.
- Welche Anreize zum Erlernen der Sprache werden dem Kind geboten? Wird die Sprache in verschiedenen Formen „gestaltet“ (z.B. Sprechen, Vorlesen, Singen usw.)?
- die Gestaltung der Sprachgewohnheiten des Kindesumfeldes
- Die Gestaltung und das Vokabular unseres Wortschatzes wird wesentlich von unserem Umfeld geprägt; wie oft und auf welche Weise mit uns im Kindesalter gesprochen wird, überträgt sich auf unseren eigenen Wortschatz, sowohl was die Wortmenge als auch die Ausdrucksfähigkeit betrifft.
Ähnlich den Voraussetzungen des Wortschatzerwerbs können auch die Ursachen für eine Störung desselbigen auf körperlicher oder umgebungsbedingter Ebene angesiedelt sein.
Die folgenden Faktoren können ursächlich für eine Beeinträchtigung des Wortschatzerwerbs sein:
- eine Beeinträchtigung der Hirnfunktion bzw. -entwicklung
- Ist die Entwicklung des frühkindlichen Gehirns beeinträchtigt, kann dies u.U. dazu führen, dass neues Wortmaterial nicht korrekt „abgespeichert“ werden kann (z.B. durch geistige Behinderungen)
- Schädigungen der Sinnesorgane bzw. der Sinneswahrnehmung
- Einschränkungen der Sinnesorgane wie z.B. Seh- und Hörstörungen oder Lähmungen beeinflussen die Effektivität und Empfindlichkeit unserer Wahrnehmung; insbesondere Hörstörungen wirken sich direkt auf den Wortschatzerwerb im Kindesalter aus
- Störungen der Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit oder der Merkspanne
- Störungsbilder wie „ADS“ (Aufmerksamkeitsdefizitstörung) oder „ADHS“ (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) können im Kindesalter dazu beitragen, dass neues Wortmaterial aus der Reizfülle der Umwelt nicht selbstständig isoliert werden kann und dadurch der Wortschatz weniger umfangreich ausgeprägt wird
- eine sprachliche Unter- oder Überforderung
- Im Gespräch mit Kindern sollte stets auf die Verwendung eines altersgerechten Vokabulars geachtet werden: Wird in zu komplexen Worten bzw. Zusammenhängen gesprochen, ist das Kind überfordert; das Gleiche gilt für die Nutzung eines sich stets ähnelnden Vokabulars, denn hier gibt es für das Kind nur wenig Neues zu entdecken und es tritt ggf. eine „Unterforderung“ ein
Es bestehen derzeit keine gesetzlichen Verpflichtungen bzw. Vorgaben der Krankenkassen bezüglich der sprachtherapeutischen Behandlung kindlicher Sprachentwicklungsstörungen.
Es liegt jedoch in Ihrem eigenen Interesse bzw. dem Interesse Ihres Kindes, eine logopädische Therapie durchführen zu lassen – nicht nur ist eine Behandlung von Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen nach Beendigung des 18. Lebensjahres nicht mehr kostenfrei (Personen sind ab diesem Zeitpunkt „zuzahlungspflichtig“, siehe „Kosten einer logopädischen Therapie“), auch können sich die vorliegenden Störungen verfestigen und weitere Spätfolgen nach sich ziehen.
Ein eingeschränkter Wortschatz kann u.a. dazu führen, dass sich Ihr Kind an Gesprächen oder Gruppensituationen (z.B. Spiele in der Kita oder Gruppenarbeiten in der Schule) nicht beteiligt, da es sich nicht entsprechend seines Wissensstandes sprachlich ausdrücken kann.
Insbesondere in Anbetracht von späteren schulischen Leistungsproblemen (mündliche wie auch schriftliche Mitarbeit) sollte dieser Aspekt bedacht werden, bevor Sie sich gegen eine Behandlung entscheiden.
Wenn Ihnen bei Ihrem Kind eine Störung der Sprachentwicklung auffällt, ist es - generell gesprochen - sinnvoll, eine möglichst zeitnahe logopädische Behandlung anzustreben.
Vor dem Beginn der Therapie erfolgt zunächst eine ausführliche Diagnostik, in deren Verlauf die sprachlichen Fähigkeiten Ihres Kindes anhand einer Reihe von Teilbereichstests geprüft werden, um die nachfolgenden Fragen zu beantworten:
- das Wortverständnis und die Wortproduktion
- Können die verschiedenen Wortarten der deutschen Sprache (Nomen, Verben, Adjektive, Präpositionen) inhaltlich verstanden und auch selbstständig gesprochen werden?
- die Begriffsklassifikation
- Kann Ihr Kind Worte zu thematischen Oberbegriffen zuordnen (z.B. „Hund, Katze, Maus“ usw. als „Tiere“ einordnen)?
Nach Beendigung der Diagnostik wird ein Therapieplan erstellt, der den weiteren Behandlungsverlauf strukturiert. Im Rahmen der nun stattfindenden Behandlung wird der Wortschatz Ihres Kindes durch regelmäßige Wiederholungen des zu erlernenden Wortmaterials in verschiedenen Zusammenhängen (thematisch ausgewählte Übungen und Spiele) erweitert; dabei wird auch verdeutlicht, mit welchen vielfältigen Möglichkeiten Gedanken sprachlich zum Ausdruck gebracht werden können.
Die Therapieziele umfassen hierbei:
- die Förderung der Motivation zur verstärkten Nutzung der Sprache als Kommunikationsmittel
- Nutzung der (gesprochenen) Sprache zum Zweck des Ausdrucks eigener Bedürfnisse und Wünsche
- der Aufbau bzw. die Erweiterung des kindlichen Vokabulars
- Erarbeitung/Erlernen neuer Worte um den Umfang des bestehenden Wortschatzes zu vergrößern
- die Verdeutlichung der Funktion von (gesprochener) Sprache
- Vermittlung des Bewusstseins für die Beeinflussung der Umwelt durch die Sprache
(Bsp.: Ihr Kind bittet um einen Gegenstand und erhält diesen daraufhin)
- Vermittlung des Bewusstseins für die Beeinflussung der Umwelt durch die Sprache
- die Förderung des Sprachverständnisses (und der Sprachproduktion) auf Satz- und Textebene
- Verbesserung des inhaltlichen Verstehens von Sätzen und Texten sowie der Formulierung inhaltlich zusammenhängender Sätze
Wenn Sie bzw. Ihr Kind häusliche Übungen nach der Therapie erhalten empfehle ich diese gemeinsam und in einer ruhigen bzw. störungsarmen Umgebung durchzuführen. Meist benötigen Sie für die Übungen nur ca. 10-15 Minuten Zeit und das gemeinschaftliche Lernen bindet Sie als Eltern indirekt in das Therapiegeschehen ein – so sind auch Sie immer auf dem neuesten Stand und Ihr Kind wird Spaß daran haben, Ihnen etwas Neues zeigen zu können.
Ebenso wichtig ist die Verdeutlichung des Ziels der Übungen: Es ist durchaus sinnvoll, dass auch Sie als Eltern Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter die Bedeutung der Übungen für deren alltägliche Verständlichkeit nahelegen. Es geht nicht darum, für die Therapie bzw. den Therapeuten zu lernen, sondern in erster Linie für sich selbst.
Ein Beispiel für eine solche Verdeutlichung wäre die Betonung der Bedeutung neuer Worte für den Alltag (man kann sich und seine Wünsche besser ausdrücken oder Freunde in der Kita/Schule verstehen besser, was man von ihnen möchte usw.).
Schließlich kann es nicht schaden, eine kleine Belohnung für die Erfüllung einer Aufgabe bereitzuhalten; jedoch sollte diese stets in einem angemessenen Umfang erfolgen, damit nicht ausschließlich „für die Belohnung“ geübt wird.
Im Alltag bieten sich häufig viele Möglichkeiten, um den Wortschatz Ihres Kindes zu fördern, z.B. kann ein gemeinsamer Spaziergang unternommen werden bei dem hin und wieder Dinge aus der Umwelt benannt werden. Ebenso denkbar wäre die Gestaltung der Wortschatzerweiterung als ein Spiel: Jeder wählt sich einen Gegenstand aus und der andere Spieler muss diesem eine vorher festgelegte Anzahl an Eigenschaften zuordnen (Bsp.: „Teddy“ → „weich, braun, klein …“).
Auch die Verwendung von klassischen Spielen wie „Blinde Kuh“ oder von Ratespielen, in denen Dinge beschrieben werden müssen, ist möglich – Ihrer Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt.
Wichtig ist, dass bei einer fehlerhaften Benennung eine wiederholende Korrektur erfolgt, damit sich Ihr Kind keine falschen Begriffe einprägt. Achten Sie dabei auf ein „ausgewogenes Maß“: Zu häufig stattfindende Hinweise auf Fehler können demotivierend wirken, während das Fehlen von Hinweisen ebenfalls ungeeignet ist, da Kinder auf eine Rückmeldung der Personen ihres Umfeldes angewiesen sind, um eventuelle Fehler zu bemerken.
Es kann etwas Zeit in Anspruch nehmen, um dieses „Gleichgewicht“ zu finden, allerdings ist es für die Entwicklung Ihres Kindes innerhalb und außerhalb der Therapie von tragender Bedeutung.