Störungsbilder & Behandlungsmöglichkeiten
Beeinträchtigungen des Redeflusses & Sprechablaufes („Stottern“)
Beim Stottern handelt es sich um eine zeitweise auftretende Störung des Redeflusses, die willensunabhängig und situationsbeeinflusst in Erscheinung tritt. Das Stottern stellt dabei eine Kombination aus einem Fehler in der automatischen Steuerung des Sprechablaufes (sog. „Kernsymptomatik“) und der Reaktion des Stotternden auf diesen Steuerungsfehler (sog. „Begleitsymptomatik“) dar.
Der Betroffene erlebt das Stotterereignis als eine Art „Kontrollverlust“, da er zwar genau weiß, was er sagen möchte, aber im entsprechenden Moment nicht dazu in der Lage ist, die jeweiligen Worte „flüssig“ zu sprechen.
Der Stotterprozess kann den Sprechablauf (Sprechrhythmus), die Stimme (Stimmklang), die Atmung (Atem-Stimm-Koordination bzw. Atemführung), die Haltung (Zunahme der Körperspannung), sowie ganzkörperliche Bewegungen beeinträchtigen, lässt allerdings keinerlei Rückschlüsse bezüglich der Intelligenz des Stotternden zu – das Stottern an sich ist folglich kein Anzeichen einer Minderung der geistigen Leistungsfähigkeit.
Am häufigsten geschieht das Stottern in den ersten Worten eines Satzes, bei langen Worten, bei Silbenübergängen bzw. betonten Silben sowie bei sich am Wortanfang befindlichen Konsonanten.
Rein statistisch sind Jungs bzw. Männer häufiger vom Stottern betroffen als Mädchen bzw. Frauen (statistisches Verhältnis 3:1).
In den meisten Fällen wird zwischen drei „Hauptformen“ des Stotterns unterschieden:
- Idiopathisches Stottern
- Diese Form des Stotterns entwickelt sich scheinbar ohne ersichtlichen Grund im Kindesalter und wird deshalb auch „Entwicklungsstottern“ genannt. Man geht davon aus, dass es sich um ein Ungleichgewicht zwischen den noch nicht ausgereiften Fähigkeiten des Kindes und den an das Kind gestellten sprachlichen Anforderungen (z.B. die Reaktion auf Fragen oder Anweisungen) handelt. Dies führt unter Umständen zu „Sprechunsicherheiten“ oder sogar „Sprechangst“ und resultiert schließlich im Stottern. Es besteht die Möglichkeit einer selbstständigen Rückbildung dieser Stotterform.
- Neurogenes Stottern
- Hierbei handelt es sich um ein sog. „erworbenes Stottern“, da dieser Form meist eine degenerative Grunderkrankung (z.B. Morbus Parkinson) oder eine neurologische Schädigung (z.B. Hirnschädigung nach Schlaganfall) zu Grunde liegt. Das neurogene Stottern tritt im Jugendlichen- und Erwachsenenalter auf, wobei die Sprechangst des Betroffenen verhältnismäßig gering ausgeprägt ist.
- Psychogenes Stottern
- Auch diese Art des Stotterns wird im Jugendlichen- und Erwachsenenalter „erworben“, basiert jedoch häufig auf erlittenen psychologischen Traumata oder bereits vorhandenen psychischen (Vor-)Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen oder Neurosen. Eine kombinierte Behandlung mit psychotherapeutischer Begleitung ist hier sinnvoll, um sowohl die Symptome als auch die Ursachen behandeln zu können.
Es wird zwischen 4 Ausprägungsgraden unterschieden:
- Physiologische Sprechunflüssigkeiten (sog. „Entwicklungsstottern“)
- Dieser „leichtere“ Ausprägungsgrad des Stotterns ist gekennzeichnet von gelegentlichen Wiederholungen von Wörtern und Satzteilen; mitunter kommt es zu einem Neubeginn oder Umformulierungen der ursprünglichen Äußerung. Der Betroffene verwendet gehäuft sog. „stille Pausen“ um den nächsten Satz zu „planen“. Trotz der Redeunflüssigkeiten setzt hier kaum Frustration ein, da die Symptome zeitnah wieder abklingen; auch der Blickkontakt zum Gesprächspartner ist in den meisten Fällen gegeben (es herrscht selten Vermeidungsverhalten in Gesprächssituationen). Das sog. „Entwicklungsstottern“ tritt meist im (frühen) Kindesalter auf.
- Beginnendes Stottern
- Wiederholungen von Lauten und Silben treten gehäuft auf, darüber hinaus wird diese Form durch einen sicht- und hörbar angespannten, schnellen und unregelmäßigen Sprechablauf mit unterschiedlicher Sprechlautstärke charakterisiert. Die Frustrationstoleranz der Betroffenen ist geringer ausgeprägt und führt zu einem sog. „Vermeidungs- und Fluchtverhalten“ in Gesprächssituationen, welches sich u.a. in einer nervösen Grundhaltung, Augenblinzeln oder der Vermeidung des Blickkontaktes zeigt.
- Intermediäres Stottern
- Bei dieser Form unterbrechen sog. „Blocks“ (Steckenbleiben am Wortbeginn oder im Wort) zunehmend den Redefluss. Das Flucht- und Vermeidungsverhalten der Betroffenen bezüglich Gesprächssituationen kann sich zu Aufregung, Scham oder sogar Angstzuständen steigern. Als Folge nimmt das Selbstbewusstsein des/r Stotternden weiter ab, da er/sie zunehmend das Gefühl hat, Gesprächssituationen nicht mehr gewachsen zu sein.
- Fortgeschrittenes/Chronisches Stottern
- Bei dieser „intensiveen“ Form des Stotterns führen langanhaltende, spannungsreiche „Blocks“ zu Panik und gezielten Vermeidungsstrategien bezüglich Gesprächssituationen und dem allgemeinen Sprechen. Der Betroffene entwickelt ein negatives Selbstbild und kann anfällig für Depressionen oder eine Verringerung des Selbstbewusstseins sein.
Die genauen Ursachen des Stotterns sind bisher noch nicht wissenschaftlich geklärt, jedoch existiert eine Reihe von sog. „äußerlichen Faktoren“, die dem Stotternden das Sprechen erschweren. Diese zuvor erwähnten Faktoren werden dem Betroffenen meist durch dessen Umwelt entgegengebracht und können - sofern der Gesprächspartner dies berücksichtigt - zumindest dahingehend verändert werden, dass der Stotternde weniger „Druck“ empfindet. Die o.g. Faktoren umfassen u.a.:
- das Sprechen unter situativem Druck
- Falls der Gesprächspartner dem Stotternden mit einer deutlichen Erwartungshaltung gegenüber tritt, ungeduldig erscheint oder den Stotternden unterbricht bzw. dessen Äußerungen zu vervollständigen versucht so verursacht dies zusätzlichen Stress, der die Stottersymptomatik intensivieren kann.
- das Führen von Telefonaten
- Da hier kein direkter Gesprächspartner gegeben ist, entsteht für den Stotternden eine „Ungewissheit“, da er nicht weiß, wie viel Zeit er zum Antworten hat und ob der Gesprächspartner das während Stotterphasen Gesprochene korrekt verstanden hat. Somit setzt sich der Betroffene zeitweise selbst unter Druck, der noch verstärkt wird, wenn der Gesprächspartner versucht ihn zu ergänzen oder ihm das Gefühl vermittelt, in Eile zu sein.
- die Mitteilung von etwas Bedeutungsvollem
- Das Mitteilen des eigenen Namens oder der Namen von Freunden und Verwandten, die Nennung der eigenen Adresse oder Telefonnummer – all dies sind persönliche Informationen und aus diesem Grund von enormer Wichtigkeit. Gerade dieser Aspekt sorgt für eine gewisse Nervosität beim Betroffenen/Stotternden.
- das spontane bzw. unvorbereitete Sprechen
- Die plötzliche Bitte bzw. Aufforderung zu Sprechen (z.B. Fragen nach der eigenen Meinung, Aufforderungen in der Schule etc.) verursachen einen innerlichen Druck beim Betroffenen, da dieser in jenem Moment nicht damit gerechnet hatte, sprechen zu müssen. Somit fühlt er sich unvorbereitet und reagiert zunehmend angespannt.
- das Sprechen vor Autoritätspersonen
- Das Sprechen vor Autoritätspersonen geht mit einem gesteigerten innerlichen Druck einher, da man sich möglichst korrekt und situationsangemessen ausdrücken möchte. Für den Stotternden steigt hier der innere Druck, da er um seine Probleme in diesem Bereich weiß und diese unter Umständen gern verbergen würde.
- das Sprechen vor Personengruppen
- Vor mehreren Personen bzw. einer Gruppe zu sprechen erhöht das kommunikative Erwartungs- und Anforderungsniveau für den Sprecher erheblich, da es hier gilt mit einer Reihe rhetorischer Faktoren (Körperhaltung, Stimme, Blickkontakt, Sprechlautstärke etc.) sprachlich zu „überzeugen“. Für eine vom Stottern betroffene Person gestaltet sich dies deshalb schwierig, da der innerlich entstehende Druck (Stress, Angstgefühl, Scham und Unsicherheit) auch äußerlich sichtbar werden kann (körperliche Anspannung, Vermeidung des Blickkontaktes, nervöse mimische oder gestische Mitbewegungen). Da der Aufmerksamkeitsfokus nun auf mehrere Personen aufgeteilt werden muss, fehlt dem Betroffenen eine konkrete Bezugsperson.
Sowohl für den Betroffenen selbst als auch für Angehörige gibt es Möglichkeiten, das Sprechen bzw. den Sprechablauf einfacher/entspannter zu gestalten:
- das rhythmische Sprechen und/oder Singen
- Durch die Einhaltung eines Rhythmus wird dem Sprechprozess eine Struktur verliehen bzw. dem Betroffenen eine Orientierung gegeben, um in regelmäßigen Intervallen die am Sprechen beteiligten Organe (Lippen, Zunge etc.) in Bewegung zu versetzen.
- das Sprechen in verschiedenen Rollen (Rollenspiele)
- Insbesondere bei Kindern kann es hilfreich sein, auf Rollenspiele zurückzugreifen (z.B. durch die Verwendung von Handpuppen). Das Sprechen in verschiedenen Rollen bietet die Möglichkeit mit der eigenen Stimme spielerisch zu experimentieren und dabei von der eigenen Problematik „abzulenken“. Darüber hinaus kann das Stottern spielerisch und kindgerecht thematisiert werden, während die Symptomatik beispielsweise durch eine der Handpuppen verkörpert wird.
- die Wiederholung des Gesprochenen
- Wenn das Gesprochene durch die Stottersymptomatik unterbrochen wird kann es hilfreich sein, das Gesagte zu wiederholen. Hierbei besteht für den Betroffenen die Möglichkeit, seine Symptomatik im Nachhinein zu analysieren und seinen Sprechvorgang anzupassen, um ggf. lockerer und entspannter zu sprechen, da die „Hürden“ des Sprechens im besagten Satz bzw. der vorangegangenen Äußerung bereits bekannt sind.
- das Vorlesen eines bereits bekannten Textes
- Das laute Vorlesen eines inhaltlich bereits bekannten Textes ist gleichzusetzen mit dem „vorbereiteten Sprechen“ – der Betroffene verspürt einen geringeren innerlichen Druck, da er bereits mit dem Text vertraut ist und somit bezüglich möglicher „Schwerpunkte“ vorausplanen kann.
- die Ermöglichung des Sprechens ohne situativem Druck
- Der Gesprächspartner kann dem Stotternden einen Teil des Erwartungsdrucks nehmen, indem er/sie sich geduldig und verständnisvoll zeigt, es vermeidet ihn (unwillentlich) zu unterbrechen oder seine Äußerungen zu ergänzen.
Die Symptome einer Störung des Redeflusses (hier: Stottern) werden in zwei Bereiche klassifiziert: Kernsymptomatik und Begleitsymptomatik.
Die Kernsymptomatik umfasst hauptsächlich die folgenden Auffälligkeiten im Sprechablauf:
- Wiederholungen (sog. „Repititionen“)
- Wiederholungen von Lauten, Silben, Wortteilen und ganzen Worten werden durch rasch aufeinanderfolgende, im unwillkürlichen Wechsel stattfindende, Verkrampfungen der Sprechmuskulatur verursacht; dies wird auch als sog. „klonisches Stottern“ bezeichnet.
- Dehnungen (sog. „Prolongationen)
- Dehnungen bzw. das sog. „Hängenbleiben an Lauten“ sind hörbare Unterbrechungen des Redeflusses durch das „Erstarren“ der Artikulationsorgane (z.B. Zunge, Lippen etc.), während die Atmung fortgesetzt wird.
- Steckenbleiben (sog. „Blocks“)
- Hierbei handelt es sich um längerfristige Verkrampfungen der Sprechmuskeln (sog. „Lautüberdehnungen“), die sowohl den Redefluss als auch die Atmung unterbrechen; dies wird auch als sog. „tonisches Stottern“ bezeichnet.
Die Begleitsymptomatik umfasst hauptsächlich den Umgang des Stotternden mit den auftretenden (Kern-)Symptomen sowie dessen emotionale Verfassung; hierbei wird nochmals in die „äußerliche (sichtbare)“ und „innerliche (nicht sichtbare)“ Begleitsymptomatik unterteilt:
- äußerliche Begleitsymptomatik (sichtbar)
- Muskelanspannung
- Der Muskeltonus steigt an und führt beim Betroffenen zu mimischen und gestischen Mitbewegungen, Zittern und Beeinträchtigungen der Stimme wie auch der Atmung.
- Fluchtverhalten
- Der Stotternde empfindet Furcht vor jenen Lauten, die die Stottersymptomatik hervorrufen bzw. verstärken und reagiert mit der Veränderung/Anpassung seiner Äußerungen, beispielsweise dem Wählen anderer Worte, um die besagten Laute zu vermeiden. Zudem kommt es zu sog. „Stop-and-Go-Mechanismen“, d.h. Worte mit den o.g. Lauten werden im Sprechvorgang unfertig abgebrochen und anschließend erneut begonnen oder umformuliert.
- Vermeidungsstrategien
- Der Betroffene vermeidet gezielt Gesprächssituationen und stellt kaum/keinen Augenkontakt her.
- Muskelanspannung
- innerliche Begleitsymptomatik (nicht sichtbar)
- Angst vor sozialer Ablehnung
- Furcht vor Kontrollverlust und der „Unfähigkeit“ zu Sprechen
- Gefühle von Scham, Angst, Traurigkeit und Wut
- Tabuisierung des Stotterns
- Abnahme des Selbstbewusstseins
Eine direkte Vererblichkeit des Stotterns ist umstritten, jedoch besteht in Familien, in denen bereits mindestens ein Verwandter unter einer Störung des Redeflusses leidet, ein erhöhtes Risiko für die Weitergabe einer „Veranlagung“ zum Stottern – statistisch betrachtet tritt das Stottern in diesen Familien zu ca. 51% gehäufter auf als in Familien, in denen kein Verwandter zuvor stotterte.
Rückfälle ins Stottern sind nicht ungewöhnlich und stellen meist einen Hinweis auf eine veränderte persönliche oder berufliche Lebenssituation dar; auch die Rückkehr zu alten Verhaltensmustern oder eine „perfektionistische“ Einstellung zu Fehlern kann zu Rückfällen führen. Das Wichtige dabei ist der angemessene Umgang mit der Situation und welches Fazit der Betroffene daraus für sich zieht (z.B. die Anpassung des eigenen Verhaltens oder die Veränderung der zum Rückfall führenden Umstände).
Es bestehen derzeit keine gesetzlichen Verpflichtungen bzw. Vorgaben der Krankenkassen bezüglich der sprachtherapeutischen Behandlung (kindlicher) Redeflussstörungen.
Es liegt jedoch in Ihrem eigenen Interesse bzw. dem Interesse Ihres Kindes, eine logopädische Therapie durchführen zu lassen – nicht nur ist eine Behandlung von Redeflussstörungen nach Beendigung des 18. Lebensjahres nicht mehr kostenfrei (Personen sind ab diesem Zeitpunkt „zuzahlungspflichtig“, siehe „Kosten einer logopädischen Therapie“), auch können sich die vorliegenden Symptome verfestigen und weitere Spätfolgen nach sich ziehen.
Neben der zunehmenden Angst vor Sprechsituationen können auch Gefühle von Scham und Traurigkeit hinzukommen, die zu einer fortwährenden Abnahme des Selbstbewusstseins führen. Auch der soziale Rückzug kann eine Folge sein.
Insbesondere in Anbetracht von eventuell später erforderlichen psychotherapeutischen Maßnahmen sollte dieser Aspekt bedacht werden, bevor Sie sich gegen eine Behandlung entscheiden.
Wenn Ihnen bei Ihrem Kind eine Störung des Redeflusses auffällt ist es - generell gesprochen - sinnvoll, eine möglichst zeitnahe logopädische Behandlung anzustreben.
Bereits im Kita- und Vorschulalter können Entspannungs- und Atemübungen durchgeführt werden, auch Übungen zur Erkennung und bewussten Beeinflussung des Stotterprozesses können stattfinden.
Eine begleitende Elternberatung und Übungsanleitung ist Teil der logopädischen Behandlung in meiner Praxis.
Die Häufigkeit, Dauer und Intensität der Therapie orientiert sich am Ausprägungsgrad der vorliegenden Störung sowie am Alter und der Konzentrationsfähigkeit Ihres Kindes.
In der Logopädie können zwei Therapieansätze zum Einsatz kommen: Der indirekte Ansatz (eher für Kinder geeignet) und der direkte Ansatz (für Jugendliche und Erwachsene konzipiert).
Im Folgenden erhalten Sie einen kurzen Einblick in die Eigenschaften und Unterschiede beider Ansätze:
- Indirekter Therapieansatz
- Dieser Ansatz kommt hauptsächlich bei der logopädischen Behandlung von Kindern zum Einsatz. Er umfasst die Förderung der Sprechfreude, Techniken der Entspannungs- und Atemtherapie sowie die Erarbeitung eines „leichten, anstrengungsfreien Stotterns“, um den Sprechvorgang zu „verflüssigen“ (Reduzierung von Redeflussunterbrechungen). Die begleitende Elternberatung stellt einen integrativen Teil dieses Ansatzes dar.
- Direkter Therapieansatz
- Jugendliche und Erwachsene profitieren vom direkten Therapieansatz. Hier wird der Betroffene dazu angeleitet, das eigene Sprechen bzw. den Stottervorgang zu analysieren und diesen nach dem Erlernen von Modifikationstechniken gezielt zu beeinflussen/verändern. Es findet eine logopädische Behandlung der konkreten Symptomatik statt.
Für Kinder wäre dies weniger geeignet, da diese mit der direkten Konfrontation der Problematik möglicherweise emotional überfordert wären.
- Jugendliche und Erwachsene profitieren vom direkten Therapieansatz. Hier wird der Betroffene dazu angeleitet, das eigene Sprechen bzw. den Stottervorgang zu analysieren und diesen nach dem Erlernen von Modifikationstechniken gezielt zu beeinflussen/verändern. Es findet eine logopädische Behandlung der konkreten Symptomatik statt.
Wenn Sie bzw. Ihr Kind/Angehöriger häusliche Übungen nach der Therapie erhalten empfehle ich diese gemeinsam und in einer ruhigen bzw. störungsarmen Umgebung durchzuführen. Meist benötigen Sie für die Übungen nur ca. 10-15 Minuten Zeit und das gemeinschaftliche Lernen bindet Sie als Eltern indirekt in das Therapiegeschehen ein – so sind auch Sie immer auf dem neuesten Stand und Ihr Kind wird Spaß daran haben, Ihnen etwas Neues zeigen zu können.
Ebenso wichtig ist die Verdeutlichung des Ziels der Übungen: Es ist durchaus sinnvoll, dass auch Sie als Eltern Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter die Bedeutung der Übungen für deren alltägliche Verständlichkeit nahelegen. Es geht nicht darum, für die Therapie bzw. den Therapeuten zu üben, sondern in erster Linie für sich selbst.
Ein Beispiel für eine solche Verdeutlichung wäre die Betonung der Bedeutung der Übungen für das lockere Sprechen und die Fähigkeit sich situationsangemessen auszudrücken, ohne dabei Furcht zu empfinden.
Schließlich kann es nicht schaden, eine kleine Belohnung für die Erfüllung einer Aufgabe bereitzuhalten; jedoch sollte diese stets in einem angemessenen Umfang erfolgen, damit nicht ausschließlich „für die Belohnung“ geübt wird.
Wichtig ist, dass im Falle des Misslingens einer Übung diese erneut versucht wird; weisen Sie Ihr Kind ggf. darauf hin, wenn ihm ein Fehler bei der Durchführung der Übungen passiert. Achten Sie dabei auf ein „ausgewogenes Maß“: Zu häufig stattfindende Hinweise auf Fehler können demotivierend wirken, während das Fehlen von Hinweisen ebenfalls ungeeignet ist, da Kinder auf eine Rückmeldung der Personen ihres Umfeldes angewiesen sind, um eventuelle Fehler zu bemerken.
Es kann etwas Zeit in Anspruch nehmen, um dieses „Gleichgewicht“ zu finden, allerdings ist es für die Entwicklung Ihres Kindes innerhalb und außerhalb der Therapie von tragender Bedeutung.